1990.07 Syros

Route: Graz – Triest – Igoumenitsa – Metamorfosi – Athen – Pireas – Ermoupoli – Galissas – Ermoupoli – Pireas – Korinth – Patras – Triest – Graz
Zeit: Samstag 07.07.1990 bis Sonntag 29.07.1990

Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 1836 km (nur An- und Abreise)

Vorwort:
Da sowohl Helga bevor wir uns kennen gelernt haben gerne in Griechenland waren, haben wir gedacht, dass es uns jetzt gemeinsam auch gefallen müsste. Das Ziel war auch schnell klar. Helga hat in früheren Jahren öfters am Camping Sithon in den Ferien immer gearbeitet, und ich kannte die Kykladen Insel Syros von einem früheren Urlaub. Damals konnte ich mit der Supertenere noch über den Autoput runterfahren. Durch den Krieg in Jugoslawien ist die Landroute über den Autoput aber ausgefallen, und wir haben uns bei den Fähren schlau gemacht. Und so eine kleine „Minikreuzfahrt“ muss ja auch irgendwie etwas cooles sein, dachten wir zumindest 🙂 Freunde von uns wollten auch mit den Motorrädern Urlaub in Griechenland machen hatten aber weniger Zeit als wir, so sind wir vorgefahren und haben uns später auf der Insel verabredet. Die Heimreise wollten wir dann gemeinsam machen.

07.07.1990
Graz – Spielfeld – Laibach – Triest – Fähre Richtung Griechenland
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 290 km

Die Fähre ist am Abend in Triest weggefahren, dh. wir hatten keinen Stress und konnten gemütlich mit meiner Supertenere anreisen. Mit Tankrucksack, zwei Seitenkoffern und einem großen Topcase, hatten wir auch genug Platz für das Gepäck. Zelt hatten wir keines mit da wir uns ein Zimmer suchen wollten. Was aber schon mit war, waren Luftmatratzen, Isomatten und Schlafsack für Fähre und Zwischenübernachtungen. Die Anreise bis Triest war unspektakulär, und der Hafen in Triest war auch schnell gefunden. Dort mussten wir noch den Voucher gegen die echten Tickets tauschen und nach einer kurzen Wartezeit konnten wir schon auf das Schiff. Es waren einige Motorräder, manche auch mit spannenden Aufbauten. In der Garage wurden wir von den hektischen Einweisern mit viel Geschrei und Gepfeife an den Rand dirigiert, wo wir das Motorrad einparken konnten. Schnell noch die an Bord benötigten Dinge aus den Koffern nehmen, und dann ging es schon auf Schlafplatz Suche. Wir haben uns drinnen einen Platz hinten am Schiff gesucht, zwei Sessel organisiert und uns häuslich eingerichtet. Am Anfang war es schon ein Abenteuer und wir haben uns das Schiff und die Lokale alle angesehen, aber mit einer Kreuzfahrt hat das so wenig zu tun, wie eine XT500 mit einer Rennmaschine. Zum Glück war das Meer ruhig, weil Seegang hätten wir keinen gebraucht, trotz der vorsorglich genommenen Tabletten gegen Seekrankheit.

08.07.1990
Fähre Richtung Griechenland
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 0 km

Auf einem Kreuzfahrtschiff würde man so einen Tag als „Erholen auf See“ bezeichnen, in Summe ist es einfach nur langweilig. Eine gewisse Zeit ist es ja ganz lustig an Deck zu stehen und das Meer anzusehen, aber irgendwann wird es fad und außer lesen, essen und trinken kann man nicht viel machen. Und natürlich muss man immer auf die eigenen Sachen aufpassen, dass nichts verschwindet. Und das Essen an Bord war auch nicht wirklich eine Offenbarung, es war ok, aber dafür sauteuer. Dafür waren die Frappes, der Melonensaft und das kalte Mythos gut 🙂 Eines während der und den anderen Überfahrten bei uns eingeprägt, Kreuzfahrt werden wir wohl nie eine machen. Auch wenn das wie vorher geschrieben nur bedingt vergleichbar ist.

09.07.1990
Igoumenitsa – Ioannina – Metamorfosi (Camping Sithon)
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 414 km

In der Früh wurden wir heute von Lautsprecherdurchsagen und viel Trubel geweckt, wir waren kurz vorm Anlegen im ersten Hafen. Das Einlaufen in den Hafen auf Korfu haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen, das war eine willkommene Abwechslung. Als wir wieder ausgelaufen sind, haben wir begonnen unsere Sachen wieder zusammen zu packen, da wir beim nächsten Stopp raus mussten. Wir haben uns für Igouminitsa entschieden, weil wir dann über Ioannina Richtung Chalkidiki fahren wollten um Helgas früheren Arbeitsort einen Besuch abzustatten. Das Ausschiffen ging gleich hektisch wie das Rausfahren, und wir waren froh als wir von dem Dampfer wieder runter waren. Im Hafen haben wir dann alles in Ruhe verstaut, uns wieder fahrtauglich angezogen, und sind dann auch wieder aufgebrochen. Es war sehr heiß und die Straßen waren sehr rutschig. Aber nach ein paar Kilometer ist man das gewohnt und stellt sich darauf ein. Was für mich bei jedem Griechenland Besuch eine Herausforderung war, sind die griechischen Buchstaben. Aber Helga hat da perfekt ausgeholfen, und von ihren vielen früheren Besuchen konnte sie auch ein wenig griechisch. Kurz vor dem Ziel wurde es noch einmal spannend, weil die Straße zwischen Gerakini und Camping Sithon direkt am Sandstrand entlang geht, und dort teilweise der Sand ein paar Zentimeter hoch liegt. Wir haben zwar eine Enduro, aber zu zweit und gut beladen ist das dann doch spannend gewesen. Beim Campingplatz angekommen hat Helga gleich viele bekannte Gesichter getroffen. Wir haben ein fixes Zelt mit Betonfundament und -Betten bekommen, haben dort auch das Motorrad eingeparkt und uns häuslich eingerichtet. Nach einer kurzen Erholungspause wollten wir uns frischmachen und etwas trinken gehen, und dabei hat Helga gleich eine Wespe in die Wange gestochen. Das war ja gleich einmal ein gute Anfang ? . Ich habe in der Bar ein paar Eiswürfel geholt, und in Summe hat es zwar kurz geschmerzt, war aber nicht schlimm und hat das Abendprogramm nicht beeinträchtigt.

10.07.1990
Metamorfosi (Camping Sithon)
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 0 km

Den heutigen Tag haben wir mit baden und faulenzen verbracht, und ich durfte viele alte Bekannte von Helga kenne lernen. Trotzdem hat mir der Campingplatz irgendwie nicht wirklich gefallen. Es war zwar der Strand schön, die Bar cool und auch das Essen gut, aber der Hauptanteil der Camper waren aus dem Ostblock und ich wurde irgendwie nicht richtig warm mit dem Platz. Und lustigerweise ist es Helga gleich gegangen. Als wir am Abend darüber gesprochen haben was wir weiter machen, hat sie das gleiche gesagt was ich mir auch gedacht habe. Vermutlich waren es auch die paar Jahre Abwesenheit und die doch zu früher veränderten Verhältnisse. So haben wir beschlossen am nächsten Tag weiter zu fahren.

11.07.1990
Metamorfosi (Camping Sithon) ) -Thessaloniki – Larisa – Lamia – Camping Athens (am Rand von Athen)
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 593 km

Nach dem Frühstück haben wir wieder alles verstaut und sind weiter Richtung Süden aufgebrochen, Zuerst mussten wir die Halbinsel hinauf bis Thessaloniki fahren, und dann ging es am Olymp, dem höchsten und Berg von Griechenland vorbei bis Athen gefahren. Da es inzwischen zu spät für die Überfahrt nach Syros war, wir wollten nicht in der Nacht ankommen, haben wir uns einen Campingplatz gesucht. Am Camping Athens, damals eine richtige „Zierde“ von einem Campingplatz, haben wir eingecheckt. Ein rostiger Maschendrahtzaun, ein paar Bäume am Rand und eine ungemähte vertrocknete Wiese (bei uns in Österreich wurde man einfach Gstättn dazu sagen) waren der Campingplatz. An die Sanitäranlagen kann ich mich nicht mehr erinnern, ist aber vermutlich auch gut so 🙂 Es war sehr heiß und auch in den Nächsten wurde es nicht kühl. Der Platz war recht leer, aber ein allein reisender deutscher Motorradfahrer war auch hier gestrandet. Wir haben am Abend ein paar kalte Bier gemeinsam getrunken, und beschlossen am nächsten Tag den Weg zum Hafen in Piräus gemeinsam zu suchen da er auch mit der Fähre weiter wollte.

 

12.07.1990
Camping Athens (am Rand von Athen) – quer durch Athen – Piräus Hafen – Überfahrt nach Syros – Ermoupoli – Galissas
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 21 km

Am Vormittag sind wir durch ein brennheißes chaotisches Athen bis zum Hafen in Piräus gefahren. Wir mussten lernen das Ampeln bestenfalls informativen Charakter haben, nachdem wir bei einer roten Ampel angehalten und erbost von hinten angehupt wurden. Nach der Umstellung des mitteleuropäischen Fahrstils auf einen moderat südländischen Fahrstil (einfach alles vergessen was man in der Fahrschule gelernt hat, und mit dem Recht des stärkeren/mutigeren zu fahren 🙂 ), ist es dann besser gegangen und wir sind gut durch Athen gekommen. Irgendwo haben wir uns zwar verfahren und wir haben einen Umweg gemacht, aber dasselbe haben wir in den folgenden Jahren und ich 1989 auch dauern gemacht 🙂 Im Hafen haben wir uns für das nächste Schiff nach Syros ein Ticket gekauft, und uns von unserem neuen deutschen Bekannten verabschiedet. Die Inselfähren sind hier wie Busse bei uns, das Anlegen und Ablegen geht in einem Affentempo, und die „Weisskappler mit Pfeife“ waren auch wieder hier und haben für die entsprechende Hektik und den Lärmpegel gesorgt. Die lange Fahrt aus dem Hafen raus bis auf das offene Meer war interessant, und auch dann war die Landschaft mit den Kykladen für uns sehr schön. Ich kannte die Überfahrt schon vom letzten Besuch 1989, für Helga war das Neuland. Die Überfahrt dauert ca 4 Stunden und kurz davor konnte man schon unser Ziel den Hafen von Ermoupoli sehen. Dort wurden wir von der Fähre wieder ausgespuckt. Jeder wollte der erste sein, wie es im Süden üblich ist und natürlich hat es auch das Pfeifkonzert gegeben. Bei jeder Ankunft von einer Fähre stehen im Hafen viele Anbieter von freien Zimmern und Apartments, und man hat hier eine gute Auswahl. Wir haben uns ein Quartier in Galissas genommen, dem Ort wo ich auch das letzte Mal gewesen bin. Damals waren wir aber am Campingplatz, dh. Zimmer kannte ich auch keine. Vom Hafen muss man aus der Stadt hinaus, über einen Hügel und dann geht es an die Westküste. Das gewählte Quartier war einfach aber sauber und zweckmäßig, und nahe vom Strand. Wobei das mit Meer nahe ist nicht schwer, weil der Ort war sehr klein 🙂 Unsere gemeinsame Bekannte die auch in Galissas gewohnt hat, haben wir auch noch besucht
Und vielleicht noch ein paar Worte zu unserer Bekannten die ich seit meiner Schulzeit kenne, und Helga auch schon von diversen Graz Besuchen kannte:
Sie ist 1989 mit mir, einem guten Freund von mir und ihrem Freund gemeinsam über den Autoput nach Griechenland gefahren. Ihr Freund war aber, wie soll ich es sagen, ein wenig „eigenartig“ (sehr freundlich ausgedrückt), und so hat es den ganzen Urlaub nur Stress gegeben. Zwischen den beiden, und mit uns andern beiden. Zusätzlich war noch das Motorrad ein fahrender Schrotthaufen wo andauernd etwas kaputt war. Vieles davon hätte man aber bei einer vernünftigen Vorbereitung schon vorher lösen können. Nach einer Woche haben sie die beiden damals getrennt, und er hat dann die restliche Woche alleine auf einer anderen Insel verbracht. Irgendwie war diese Insel zu klein für ihn und uns anderen drei. Zur Heimfahrt, eine Woche vor uns, haben sie sich wieder getroffen und sich in Graz dann endgültig getrennt. Sie hat sich aber in diesen beiden Wochen unsterblich in einen Griechen verliebt, und hat nach ihrer Rückkehr nach Graz die griechische Sprache gelernt und alle Zelte in Graz abgebrochen um zu ihrem Griechen zu ziehen. Der war aber ein ziemlicher Hallodri (hätten wir ihr versucht klarzumachen, war aber vergeblich 🙂 ) und sie war für ihn nur ein weiterer Urlaubsflirt. Dh. aus der großen Liebe wurde nichts. Aber wenig später hat sie auf Syros einen anderen Griechen kennen gelernt der sowieso viel besser zu ihr gepasst hat, und mit dem eine Familie gegründet und auch Kinder bekommen.

 

13.07.1990 – 26.07.1990
Galissas und Umgebung
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: einige bei diversen Ausflügen und Strandbesuchen

In der nächsten Woche haben wir viel mit unserer Bekannten und ihrem Mann gemacht. Wir haben die ganze Insel mit dem Motorrad angeschaut, alle bekannten Strände besucht. Vom früheren Besuch hatte ich noch ein paar griechische Freunde, von welchen auch noch ein paar auf der Insel waren. Wir sind auf die Nachbarinsel Tinos gefahren und haben uns die auch angesehen. Einen Barbier habe ich besucht, das war auch ein cool 🙂 . Und ein alternatives Fortbewegungsmittel musste ich auch testen, aber die Tenere war mir dann doch lieber ;-). Nach einer Woche sind unsere Grazer Freunde nachgekommen und das unbeschwerte Leben ist weitergegangen. Wir sind jeden Tag zu abgelegen Stränden gefahren, wo nur ganz wenige Leute waren. In Summe war es ein cooler Urlaub, aber die Zeit ist schnell vergangen und wir mussten uns auf die Heimreise vorbereiten.

 

27.07.1990
Galissas – Ermoupolis – Piräus – Korinth – Patra
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 228 km

Nach dem Frühstück sind wir heute zeitig aufgebrochen, da wir einen langen Tag vor uns hatten. Es waren zwar nicht viele Kilometer, aber wir mussten zuerst auf das Festland, und dann die Fähre retour nach Triest am Nachmittag erreichen. Die erste Etappe war von Galissas wieder zum Hafen in Ermoupolis. Von dort ging es mit dem Schiff zurück nach Piräus, wo wir gegen Mittag angekommen sind. Es war jetzt auch viel spannender, weil wir jetzt 3 Motorräder waren die sich möglichst im Verkehrsgewühl von Athen nicht verlieren sollten. Weiter ging es dann durch den Irrsinn von Athen bis Korinth, wo wir einen Fotostopp eingelegt haben. Und von dort dann noch weiter bis Patras, wo im Hafen das Schiff nach Triest schon gelegen ist. Schnell wieder die Tickets umtauschen und dann sind wir schon auf das Schiff. Diesmal haben wir uns auf das Deck auf der Seite gelegt, und dort einen mehr oder weniger schönen Platz eingerichtet. Am Schiff haben wir noch im Duty-Free Laden eingekauft und uns dann gemütlich in unserem Reich ausgebreitet. Wobei ausbreiten klingt ein wenig nach mehr als es ist. Man liegt hier eng an eng, und zum nächsten ist nicht allzu viel Platz. Wenn man am Anfang schnell genug war, hat man sich auch noch einen Sessel organisieren können, und hatte so noch eine zusätzliche Abgrenzung zum nächsten gehabt. Aber da waren wir ja noch jung, und uns hat das alles nicht gestört. Je länger man unterwegs war, desto grausiger wurden die WCs. Die Duschen waren so halbwegs ok

28.07.1990
Fähre Richtung Italien
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 0 km

Den Tag könnte man wieder als Erholen auf See bezeichnen, wobei ganz so erholsam war es nicht. Am Abend ist es gekommen wie es kommen musste, und die zum Mitbringen gekaufte Flasche Ouzo wurde geöffnet. Die ist dann während den Gesprächen im Kreis gegangen bis sie leer war. Das und die paar ( 🙂 ) zuvor getrunken Mythos sind dann manchen von uns nicht so recht gut bekommen und die hatten eine eher kurze Nacht 🙂 .
Ich hab eigentlich gut geschlafen, auch wenn die Nacht von Störungen durchzogen war.

29.07.1990
Triest – Graz
Gefahrene Kilometer mit dem Motorrad: 290 km

Einem Teil der von uns ist es heute in der Früh so richtig mies gegangen, und wenn man mit einer ziemlichen Fahne dann noch einen Helm aufsetzen muss, kann man sich vorstellen, dass das keinen Spaß macht. Gut dass ich nicht dabei war, weil in dem Zustand noch zu fahren wäre für mich grenzwertig gewesen. Wir sind von der Fähre runter und mit einigen Stopps Richtung Heimat gefahren. Zusätzlich zu den erzwungenen Stopps, war es heute auch noch sehr windig, dass das Fahren mit den aufgepackten Motorrädern schwierig war. Da habe ich mit der schweren Supertenere und Beifahrer einen gewissen Vorteil gehabt, weil unser Motorrad durch das höhere Gewicht träger reagiert und leichter zu fahren war als die leichten Enduros der anderen aus der Gruppe. Wir haben zwar vermutlich die doppelte Zeit von Triest nach Graz gebraucht wie bei der Hinreise, aber alle sind wohlbehalten in Graz angekommen.